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Essen der Zukunft

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Herausforderungen

Eine Reportage von Marc Zimmer

Der Volksmund sagt: "Du bist, was du isst!" Doch was wir essen, verändert sich mit der Zeit.

So stand vor ein paar Tausend Jahren zum Beispiel noch regelmäßig rohes Fleisch auf dem Speiseplan. Heute landet das Steak dann doch eher gebraten auf dem Teller – oder auch gar nicht mehr. Denn immer mehr Menschen verzichten inzwischen ganz auf Fleisch.

Auch die Auswahl ist größer als je zuvor: Im Supermarkt liegt japanisches Sushi neben argentinischem Rindlfeisch und Avocados aus Kenia. Und nicht nur was auf den Teller kommt, wandelt sich rasant.

Neue Technologien und die Globalisierung unserer Welt verändern auch unsere Esskultur. Fertiggerichte sind zum Beispiel noch keine 100 Jahre alt. Und das Phänomen "To Go", also Essen für unterwegs, ist noch jünger.

Obwohl wir uns immer weniger Zeit fürs Essen nehmen, spielt Ernährung auch heute noch eine zentrale Rolle in unserem Leben. Sie ist immer öfter auch Lifestyle und Ausdruck der eigenen Individualität.

Doch was wir essen, wirkt sich nicht nur auf uns selbst aus.

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Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind wir im Jahr 2050 schon etwa zehn Milliarden Menschen. Um die alle zu ernähren, müssten wir die Erträge in der Landwirtschaft um mindestens 50 Prozent steigern. Doch brauchbare Ackerflächen sind knapp.  

Hinzu kommt der Klimawandel: Gerade in den ärmeren Regionen der Erde sorgen Dürren oder heftige Stürme immer häufiger für dramatische Ernteausfälle.

Damit in Zukunft alle etwas zu essen haben, müssen wir uns also etwas einfallen lassen.
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Christian Schmidt

Ex-Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft

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Gerade in den ärmeren Regionen der Welt wird es auch in Zukunft schwierig sein, die Menschen angemessen zu versorgen. Das liegt zum einen daran, dass diese Gegenden oft unmittelbarer vom Klimawandel betroffen sind, als die reicheren Industrienationen.

Zum anderen wächst beispielsweise in Afrika und Asien die Bevölkerung rasant, während sie hier in Europa in den nächsten hundert Jahren wohl leicht zurückgehen wird.

Die UN verlangen in ihren Zielen (engl.: Sustainable Development Goals, kurz SDG) für eine nachhaltige Entwicklung deshalb auch, dass der Westen mehr globale Verantwortung übernimmt.

Schließlich wirkt sich unser Konsum auf den Rest der Welt aus. Verbrauchen wir zu viel, haben andere zu wenig.

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Die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung in Zukunft zu sichern – das ist eine der größten Aufgaben der kommenden Jahrzehnte. Dazu gibt es verschiedene Ansätze.  

Ob Reis in Asien oder Brot und Nudeln in Deutschland: Viele wichtige Grundnahrungsmittel sind Produkte aus Getreide. Forscher arbeiten deshalb zum Beispiel an besserem Saatgut, das klimatischen Veränderungen und Schädlingen trotzt.

Und auch beim Fleisch wird fleißig geforscht. Denn Schnitzel und Wurst sind echte Klima-Killer. Hier sehen Wissenschaftler viele Möglichkeiten, um in Zukunft nachhaltiger zu produzieren.
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Fleisch

Sind wir bereit, weniger Fleisch zu essen, wenn dadurch mehr Menschen auf der Welt satt werden?

Die globale Fleischproduktion hat sich in in den letzten 50 Jahren mehr als verdreifacht. Bis 2050 wird sie noch einmal um 85 Prozent wachsen, erwartet die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO).

Der Deutsche isst im Schnitt 59 Kilo Fleisch im Jahr – zu viel, wenn man etwa die Deutsche Gesellschaft für Ernährung fragt.

Doch nicht nur für die Gesundheit hat unser Fleischkonsum bedenkliche Ausmaße angenommen. Auch die negativen ökologischen und sozialen Auswirkungen der industriellen Fleischproduktion sind wissenschaftlich gut belegt.

Die Fleischproduktion belastet zum Beispiel das Klima. Die Produktion von einem Kilo Rindfleisch verursacht laut Umweltbundesamt zwischen sieben und 28 Kilo Treibhausgasemissionen – Obst oder Gemüse dagegen liegen bei weniger als einem Kilo.  

Zudem wird für kein anderes Konsumgut der Welt so viel Land benötigt wie für die Herstellung von Fleisch. So werden 2050 für die Ernährung jedes Erdenbürgers etwa 1.400m² Landfläche zur Verfügung stehen. Jeder Deutsche beansprucht aber schon jetzt 1.800m². 40 Prozent davon um Tiere zu ernähren, die wir dann essen.

In Deutschland werden laut WWF (World Wildlife Fund) etwa 60 Prozent des genutzten Getreides als Tierfutter eingesetzt. Denn um ein Kilo Rindfleisch zu züchten, brauchen wir fast 2,6 Kilo Getreide. Lediglich ein Fünftel des Getreides in Deutschland dient direkt der menschlichen Ernährung. Israelische Forscher errechneten kürzlich in einer Analyse sogar: Die Fleischproduktion vergeudet bis zu 96 Prozent der pflanzlichen Nährstoffe.

Wegen all dem steht Fleisch in direktem Zusammenhang zu den wichtigsten globalen Entwicklungszielen: die Abschaffung von absoluter Armut und Hunger, eine bessere Gesundheitsversorgung, der Schutz der Meere, die nachhaltige Nutzung der Böden, aber auch die Einhaltung der vereinbarten Ziele für den Klimaschutz und die Biodiversität. Sie sind, essen wir weiter so viel Fleisch, nicht zu erreichen – sagen die Vereinten Nationen.

Alternativen sind also dringend gesucht. Und die Forscher sind auch schon dran.
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Eine Alternative zum Fleisch, die gerade heiß diskutiert wird, sind Insekten. So gibt es beispielsweise die Insecta in Berlin – eine Konferenz, die sich ausschließlich mit den Krabbeltieren auseinandersetzt. Bei zwei Milliarden Menschen auf der Welt stehen sie schon jetzt regelmäßig auf dem Speiseplan – vor allem in einigen afrikanischen und asiatischen Ländern.

Seit 1. Januar 2018 sind Insektenprodukte auch in der EU erlaubt. Unternehmen können seitdem per "Novel Food"-Verordnung eine Zulassung für Insekten-Lebensmittel beantragen.

Doch warum Insekten essen? Der Vorteil der Krabbeltiere: Sie sind relativ anspruchslos in der Haltung und erzeugen fast keine Treibhausgase. Aus zehn Kilogramm Futter könnte man acht Kilogramm Insektenfleisch gewinnen. Und das Fleisch der Insekten ist laut Lebensmitteltechnologen genauso hochwertig wie das vom Rind oder Schwein.

Ein weiterer Vorteil: Sie sind relativ leicht zu züchten. In Kisten in die Höhe gestapelt brauchen sie zudem wenig Fläche.

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Dr. Birgit Rumpold, TU Berlin

Die Lebensmitteltechnologin beschäftigt sich mit Insekten als Nahrungsquelle der Zukunft. Insekten haben für sie vor allem beim Thema Nachhaltigkeit klare Vorteile gegenüber klassischem Fleisch von Rind, Schwein oder Geflügel.

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Dr. Marlis Lindecke, GIZ

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) stellte auf der Grünen Woche 2018 Insekten als Nahrungsmittel vor. Viele Besucher der Messe probierten die Mehlwürmer und Heuschrecken.

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Mehlwümer, Heuschrecken und Raupen: Es gibt Millionen von Insektenarten weltweit. Die Mehrzahl von ihnen ist laut Experten essbar.

Von Natur aus schmecken die Insekten dabei schon sehr unterschiedlich: Es gibt zum Beispiel fettige Arten und solche mit Erdnussnote. Mit Gewürzen ist ohnehin fast jede Geschmacksrichtung denkbar. Auch die Konsistenz variiert von weich bis knusprig.
Und, schmeckt's?
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Denn damit entfällt nicht nur der Ekelfaktor bei vielen Menschen, sondern die Produkte sind auch beliebig formbar. So wie beim Bux Burger, den ein junges Unternehmen aus Osnabrück herstellt. Das "Fleisch" besteht hier aus zerkleinerten Mehlwürmern.

Auch Insektenmehl in Protein-Riegeln für Sportler oder in Schokolade ist denkbar.
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Dr. Birgit Rumpold, TU Berlin

Sie rechnet damit, dass spätestens Ende des Jahres die ersten Insektenprodukte in unseren Supermarktregalen liegen.

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Eine weitere Alternative zum klassischen Fleischkonsum sind Ersatzprodukte pflanzlicher Natur. Schon heute finden wir sie in fast jedem Supermarkt. Auch sie liefern Proteine und sind bisher vor allem bei Vegetariern und Veganern beliebt. Aber auch für Fleischesser können sie eine willkommene Abwechslung darstellen.

Hier einige Beispiele:
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Vorher/Nacher Ansicht

Starte den Vorher-Nachher-Vergleich: Tofu
Die Sojabohne lässt sich vielseitig verwenden. Bekannt ist sie vor allem in gepresster Form: Tofu. In Asien gehört das schon lange zu den Grundnahrungsmitteln. Auch in Europa wächst seit einigen Jahren der Absatz.

Ein ökologisches Problem: Für Soja-Plantagen werden mancherorts Regenwälder gerodet.
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Seitan besteht aus Weizenproteinen und ist daher schon mal nichts für Menschen, die Gluten nicht vertragen. Ansonsten kommt Seitan gut zubereitet aber schon sehr nah an Fleisch heran (siehe Vorher-Nachher-Vergleich).

Zur Herstellung wird zunächst Weizenmehl mit Wasser zu einem Teig verknetet und nach einer Ruhezeit wiederholt durch Kneten unter Wasser ausgewaschen, wodurch dem Teig nach und nach ein Großteil der Stärke entzogen wird und eine zähe Masse zurückbleibt.

Neben Seitan und Tofu gibt es noch eine Vielzahl anderer pflanzlicher Ersatzprodukte wie zum Beispiel Tempeh, das mit Hilfe von Pilzen aus Sojabohnen fermentiert wird, oder "Fleisch“ aus Algen oder Lupinen (Wolfsbohne).
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Auch Menschen, die Fleisch essen, haben oft ein Problem mit Massentierhaltung. Und auch, wenn ihnen zusätzlich die ökologischen Probleme bewusst sind, wollen viele einfach nicht auf Steak und Wurst verzichten.

Eine mögliche Lösung für dieses Dilemma: Fleisch im Labor züchten. Damit soll das Bedürfnis der Welt nach immer mehr tierischem Protein gestillt und gleichzeitig die Massentierhaltung eingedämmt werden.

Fleisch aus dem Reagenzglas – Science-Fiction ist das längst nicht mehr. Schon seit Jahren werden Herzklappen, Hautgewebe oder Ohrmuscheln im Labor gezüchtet. Warum also nicht Steaks und Schnitzel, sagten sich Biotechnologen.

Der Kohlendioxid-Fußabdruck des sogenannten "In-Vitro"-Fleisches ist schon mal kleiner als beim normalen Fleisch. Nur pflanzliche Produkte sind nicht zu schlagen.

"Cultured meat" oder "clean meat" sind die Schlagworte, mit denen junge Biotechnologie-Firmen z.B. aus den USA, den Niederlanden und Israel derzeit um Investoren werben. Laut den Unternehmen ist es nur noch ein kleiner Schritt bis Hühnchen-Nuggets, Fischstäbchen oder Burger aus der Petrischale in den Supermärkten liegen. Denkbar wäre sogar ein Bioreaktor für den Hausgebrauch, der etwa Hühnerfleisch produziert.

Die Erzeugung des Laborfleisches basiert auf Techniken der Zellvervielfältigung und Gewebezüchtung. Sie verläuft ganz ähnlich der In-vitro-Produktion von embryonalen Stammzellen.

Diese Zellen können sich unendlich oft teilen, wodurch immer neue, identische Zellen entstehen – theoretisch ein grenzenloses Wachstum. Durch eine Biopsie werden einem lebenden Tier dafür Muskelstammzellen entnommen.

Diese Zellen werden in einem Nährmedium kultiviert und vermehren sich. Billionen von Stammzellen bilden anschließend Muskelzellen, die zu Muskel- und Fleischfasern zusammenwachsen. Durch Elektroschocks sollen sogar die Muskeln realistisch wachsen und schmecken.

Das Ganze dauert einige Wochen. Um einen Hamburger zu formen, braucht man etwa 20.000 solcher Faser.
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Fleisch essen, ohne Tiere dafür zu töten. Was schön klingt, hat dennoch einige Nachteile: Zum einen dürften viele Verbraucher dem Einsatz von Gentechnik bei ihrem Essen recht skeptisch gegenüber stehen.

Umweltorganisationen kritisieren bereits, dass die gentechnischen Verfahren für die In-vitro-Fleischproduktion nicht transparent sind.

Entgegen früheren Annahmen ist laut Fleischatlas 2018 auch der Wasserverbrauch nicht so gering, wie zunächst angenommen.

Ein weiteres Problem: Der Preis. Als der niederländische Biologe Mark Post 2013 mit dem ersten künstlichen Burger an die Öffentlichkeit ging und zur Verkostung einlud, war die Kritik zwar sehr wohlwollend.

Die ganze Entwicklung eingerechnet, kostete der erste In-vitro-Burger aber rund 330.000 US-Dollar. Inzwischen aber sollen es nur noch elf Dollar sein.

Ob aber wirklich jemals Stammzellen-Steaks in unseren Fleischtheken landen, ist noch nicht absehbar.
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Pflanzen

Fleisch allein macht unsere Ernährung natürlich nicht aus. Im Gegenteil: Unsere Grundnahrungsmittel und Energiequellen sind vor allem Produkte aus Getreide wie Nudeln und Brot oder aber Kartoffeln und Reis. Obst und Gemüse liefern dazu wichtige Mineralien und natürlich Vitamine.

Seit einigen Jahren lassen sich die Erträge der Landwirtschaft allerdings kaum noch steigern. Viele Böden sind ausgelaugt und Anbauflächen sind rar. Einige Schädlinge entwickeln zudem Resistenzen gegen Spritzmittel.  

Weil aber trotzdem immer mehr produziert werden muss, arbeiten Forscher derzeit mit Hochdruck an neuen Sorten und der Verbesserung unserer traditionellen Nutzpflanzen.
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Die Auswirkungen des Klimawandels
Eine große Herausforderung der Zukunft ist der Klimawandel. Denn dadurch, dass sich das Klima verändert, kommt es schon heute vielerorts zu Dürren oder zu starken Regenfällen. Darunter leiden dann die Ernten.

Wir müssen also künftig Pflanzen anbauen, die solchen Widrigkeiten trotzen, also zum Beispiel mit mehr Feuchtigkeit oder längeren Trockenphasen besser zu Recht kommen.

Das gilt insbesondere für Regionen in Afrika, Asien und Lateinamerika. Denn gerade diese ärmeren Regionen sind vom Klimawandel besonders betroffen. Aber auch in Mitteleuropa müssen wir uns auf eine andere Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft einstellen.
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Drohnen, die mit Kameras die Felder scannen – an solchen und anderen Technologien arbeiten die Forscher am Julius-Kühn-Institut in Quedlinburg.

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Pflanzen resistenter zu machen gegen Wetterphänomene und natürlich auch gegen Schädlinge wie Käfer und Heuschrecken – das ist eine der wichtigsten Herausforderungen für die Zukunft der Landwirtschaft.

In Sachsen-Anhalt steht deshalb eine Samenbank der besonderen Art. In den Kühlhäusern am Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben sind bei -18 Grad Celsius Hunderttausende Pflanzensamen gelagert. Zum Teil sind das Samen von alten Pflanzen, die gar nicht mehr angebaut werden. Einige der eingelagerten Sorten findet man nur noch hier. Denn die moderne Landwirtschaft setzt auf wenige, besonders ertragreiche Sorten.

So etwa beim Weizen. Er ist das Grundnahrungsmittel Nummer Eins in Deutschland und auch für die weltweite Ernährungssicherung sehr bedeutend. Für den Fall, dass unsere modernen Sorten von einer Krankheit befallen würden, wäre die Grundlage unserer Ernährung in Frage gestellt
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In der Saatgut-Bank lagern allein etwa 30.000 Weizenmuster. In denen stecken Resistenzen, die die Forscher in die modernen Sorten wieder einkreuzen können.

Einsatzbereit sind die Pflanzen aber nur, wenn sie keimfähig bleiben. Regelmäßig lassen die Mitarbeiter deshalb die Sorten auskeimen oder bauen sie neu an, um frisches Saatgut zu gewinnen. Damit es nicht zu versehentlichen Kreuzungen kommt, wird per Hand geerntet und die Sorten strikt nach Parzellen getrennt.

In der Vergangenheit fanden die Forscher so beispielsweise eine Antwort auf den Gelbrost, der vor ein paar Jahren den Weizen in Deutschland befallen hatte. Die entsprechende Sorte mit der gewünschten Resistenz im Erbgut verschickten sie dann einfach zum Einkreuzen an die Züchter.

Gleichermaßen ist es auch denkbar, dass die Wissenschaftler Allergien aus Pflanzensorten herauskreuzen oder deren Geschmack verändern.
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Prof. Dr. Andreas Graner, IPK

"Die wichtigen Pflanzen von heute, wie Mais, Weizen und Kartoffeln werden auch in 50 Jahren eine tragende Rolle bei uns spielen."

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Um die richtigen Züchtungen und Sorten zu finden, können sie am IPK verschiedenste Bedingungen simulieren. Zum Beispiel das Klima, das in Deutschland in 50 Jahren herrschen wird. So können die Forscher sehen, wie unser Weizen auf den Klimawandel reagiert.

Dabei kreuzen sie auf klassische Weise, aber auch mit Gentechnik. Umweltschützer kritisieren die Arbeit am Erbgut von Pflanzen wie etwa beim Gen-Mais. Der Direktor des IPK, Prof. Andreas Graner, glaubt: Mit einem Landbau wie vor hundert Jahren werden wir die Welternährung nicht sicherstellen können. Aus seiner Sicht muss Forschung deshalb auch in Richtung Gentechnik erlaubt sein.

Da Graner davon ausgeht, dass die Menschen in Deutschland ihre Ernährung nicht grundsätzlich umstellen werden, müsse die Forschungsarbeit sich vor allem auf unsere heutigen Leistungsträger wie Weizen, Mais und Kartoffeln konzentrieren und diese an die neuen Gegebenheiten der Zukunft anpassen.
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Prof. Dr. Andreas Graner, IPK

"Wir haben nicht genug gute Ackerflächen, um die wachsende Weltbevölkerung dauerhaft zu ernähren. Deshalb sind neue Technologien unbedingt notwendig."

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Das „Vertical Farming“ (engl.: Senkrechte Landwirtschaft) ist eine Anbau-Methode für Obst und Gemüse. Dabei wachsen die Pflanzen nicht nebeneinander, sondern übereinander. Statt eines breiten Ackers, gibt es zum Beispiel einen hohen Anbauturm.

All das passiert in einer kontrollierten Umgebung mit Hilfe von neuen Technologien. Das Wachstum in einem geschlossenen System erlaubt es, alle Umweltfaktoren wie z.B. Lichteinstrahlung, Nährstoffversorgung und Schädlinge zu kontrollieren. So kann man Obst und Gemüse komplett ohne Pestizide anbauen.

Laut dem Berliner StartUp "Agrilution" lassen sich so gegenüber der klassischen Landwirtschaft bis zu 98 Prozent Wasser und fast zwei Drittel des Düngemittels einsparen. Noch dazu wachsen die Pflanzen wegen der konstant guten Bedingungen schneller als auf dem Acker.  

Forscher sehen in Vertical Farming deshalb einen guten Ansatz für die Landwirtschaft der Zukunft. Denn immer mehr Menschen auf der Welt, das bedeutet auch immer weniger Ackerflächen. Da hilft es, in die Höhe zu bauen.  

Noch dazu wird die Urbanisierung weiter voranschreiten, das heißt immer mehr Menschen leben künftig in den Städten. „Vertical Farming“ ist eine Möglichkeit, den Anbau dort zu organisieren, wo die Menschen leben: Direkt in der City. Denn wenn kein Transport anfällt, tendiert auch der CO²-Ausstoß gegen Null.
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Vertical Farming

Aus: Faszination Wissen, "Unser Essen der Zukunft", © Bayerischer Rundfunk.

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Wie wir essen

Getreide, Gemüse, Obst und Fleisch: Überall arbeiten Wissenschaftler bereits an der Zukunft unserer Ernährung. Und unser Essen wird sich verändern.

Die Veränderungen unserer Lebenswelt spiegeln sich eben auch auf dem Teller wieder – aber das war schon immer so.  

So hat zum Beispiel die Globalisierung auch eine kulinarische Dimension. Das beste Beispiel dafür ist Pizza: Es gibt kaum eine Ecke der Welt, wo man keine bekommt. Ähnlich ist es mit Burgern, Pommes oder auch Sushi.

Diese Internationalisierung des Essens hängt auch damit zusammen, dass so viele Unternehmen global agieren, sagt Professor Andreas Graner vom IPK. Er erwartet deshalb, dass die Menschen auf der Welt in Zukunft immer gleicher essen.
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Prof. Dr. Andreas Graner, IPK

Er glaubt, dass es zwar auch in Zukunft regionale Besonderheiten auf dem Teller geben wird. Aber insgesamt wird das, was wir essen, auf der Welt immer gleicher.

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43 Prozent der Bundesbürger kochen aktuell noch täglich. Doch Fertiggerichte sind im Trend. Laut "Ernährungsreport 2017" des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) legt die Mehrheit Wert auf eine einfache und schnelle Zubereitung (55 %). Besonders die 19 bis 29-Jährigen haben keine Zeit zu verlieren (72 %), während die fixe Vorbereitung für die über 60-Jährigen weniger wichtig ist.

Entsprechend greift deutlich mehr als die Hälfte der unter 30-Jährigen gern schon mal zur Tiefkühlpizza oder zum Fertiggericht (19- bis 29-Jährige: 60 %).

Trendforscher glauben, dass wir in Zukunft nur noch selten selbst am Herd stehen werden. Eine eigene Küche haben vielleicht nur noch die wenigsten. Stattdessen wird das Kochen zum Event - etwa in Küchen, die man dann extra dafür anmietet.
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Ein Trend, der wohl anhalten wird, ist der zum schnellen Essen unterwegs. Seit den 1950er Jahren gibt es Fertiggerichte.

Alles begann in den USA mit einem tiefgekühlten Drei-Komponenten-Menü. Es brauchte zur Zubereitung nur im Ofen erhitzt zu werden. Das Produkt war bereits im ersten Jahr ein durchschlagender Erfolg. Statt der erwarteten 5.000 Exemplare wurden 10 Mio. Einheiten verkauft.

Die mit Paniermehl und Schweinefleisch gefüllten „Ravioli in Tomatensauce“ von Maggi waren 1958 das erste Nudel-Fertiggericht in Deutschland. Und das Convenience Food (engl.: bequem) ist immer weiter auf dem Vormarsch.  

Auch wer sich frisch und gesund ernähren will, aber nicht die nötige Zeit fürs Kochen hat, wird fündig: To go-Convenience wie verzehrfertiges Obst, der vorbereitete Salat oder pikante Snacks kommen auf ein Plus von sechs Prozent und einen Umsatz von mehr als zwei Milliarden Euro.

Auch denkbar ist „Astronautennahrung“: Mahlzeiten in Pulverform, als Shakes oder als Creme aus der Tube. Das Ziel: die notwendigen Nährstoffe – sogar möglichst genau auf den eigenen Körper abgestimmt – in kürzester Zeit bekommen.
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Obwohl wir seltener selbst kochen, wird Essen – so glaubt etwa die Gesellschaft für Konsumforschung – immer wichtiger für uns. Ernährung und Weltanschauung verschwimmen schon heute, die Menschen identifizieren sich mit ihrer Diät: Paleo, glutenfrei, vegan oder die perfekte Sportlernahrung. Ernährung ist für viele Ausdruck der eigenen Individualität.

Und neue Trends lassen nicht lange auf sich warten. Derzeit angesagt: Sogenannte Superfoods. Gebratene Shiitake-Pilze, ein Müsli mit Chia-Samen – der Phantasie sind hier kaum Grenzen gesetzt, wenn man über das nötige Kleingeld verfügt.

Für modernes Superfood geben die Deutschen jährlich fast 670 Millionen Euro aus, der Markt wuchs zuletzt um etwa 12 Prozent. Trotzdem glauben die Befragten einer Umfrage des BMEL nicht, dass dieser Trend anhalten wird.
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So hätte vor 100 Jahren wohl kaum jemand gedacht, dass es in Deutschland mal an jeder Ecke eine italienische Pizzeria geben würde. Und ein Döner mit veganem Seitan-Fleisch, hätte in den 1970er-Jahren wohl noch für einige Überraschung gesorgt.

Die Herausforderungen der wachsenden Weltbevölkerung und des Klimawandels, werden uns auch künftig zwingen, ganz neue Wege zu gehen.

Es ist also mehr als wahrscheinlich, dass wir uns in naher Zukunft mit Trends auseinandersetzen, die heute kaum denkbar sind.

Vielleicht werden wir uns künftig das Abendessen direkt per Drohne ins Haus liefern lassen. Oder drucken wir es ganz einfach mit dem 3-D-Drucker aus?

In jedem Fall gilt: Bon Appétit.
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