Intro - Die Wege des Fleisches
Qualitätsfleisch made in Germany?Die Wege des Fleisches
Das liegt damit rund 25 Prozent über dem weltweiten Durchschnitt.
Um den Hunger nach Fleisch zu stillen, wurden 2014 allein in Deutschland rund 59 Millionen Schweine und knapp vier Millionen Rinder geschlachtet. Schlachtbetriebe sind Stätten der Massenproduktion: Vollautomatisierte Abfertigungsverfahren, hochmodernisierte Technologien, Fleisch vom Fließband.
Doch woher stammt eigentlich unser Fleisch und wie ist es um die Qualität von Würstchen & Co. bestellt?
Kapitel 1 - Die Schlachtfabrik
Fleisch als MassenproduktDie Schlachtfabrik
Rund 25 000 Schweine werden hier täglich geschlachtet. Masse ist entscheidend, denn das Fleisch soll möglichst billig in den Handel. Etwa fünfhundert Tonnen Fleisch gehen hier täglich an Discounter in Deutschland, Frankreich und andere europäische Länder. Die überwiegende Zahl der Arbeitskräfte stammt aus Osteuropa. Die Personalkosten pro Schwein vom Schlachten, Zerlegen bis zum Verpacken liegen bei gerade mal einem Euro.
Fünf weitere Tönnies-Standorte gibt es in Deutschland. Ein Jahresumsatz in Milliardenhöhe – dabei bleibt die Rückverfolgbarkeit des Fleisches auf der Strecke.
Was glauben Sie? Das Fleisch von wie viel Tieren steckt in einer 500 Gramm Packung mit gemischtem Hackfleisch?
Schwein plus Rind. Zwei Tiere?
Die Antwort finden Sie hier:
Fleisch auf Umwegen
Kapitel 2 - EU-Richtlinie
VerpacktDie Farce der EU-Herkunftsnachweise
Das Ziel: Mehr Transparenz. Das Ergebnis: Augenwischerei, denn die neue EU-Verordnung besitzt viele Schlupflöcher.
Zum einen sind Verarbeitungsprodukte (also etwa Wurst) vom Nachweis ausgeschlossen. Und für Hackfleisch gibt es Sonderregelungen – ein Anliegen, dass die Fleisch-Lobby besonders vehement vertreten hat: Zu teuer und zu bürokratisch lautet die Begründung.
Die neue EU-Regelung verliert sich in Begrifflichkeiten und Ausnahmeregelungen.
Und was bleibt für den Verbraucher?
Mehr Transparenz? Wohl eher nicht.
HerkunftsangabenEine Kostenfrage
Globale FleischindustrieEine Übermacht
Nina Holland von Corporate Europe Observatory verfolgt seit Jahren die Lobbyarbeit der Fleischindustrie in der EU. Ihr Fazit: Die Industrie ist Drahtzieher und Gewinner zugleich in der Frage um Transparenz und Verbraucherschutz.
Kapitel 3 - Tier als Nahrungsmittel
VerzehrtDie Gier nach Fleisch
Über 1.000 Tiere isst jeder Deutsche in seinem Leben, darunter vier Rinder, 46 Schweine und 945 Hühner. Bei drei von vier Bundesbürgern landet jeden Tag Fleisch auf dem Teller. Über 13 Prozent der Bevölkerung würde mehr Fleisch essen, wenn es noch günstiger wäre.
Auch wenn in vielen europäischen Ländern der Fleischkonsum aufgrund von Gammelfleisch- und Pferdefleischskandalen oder wachsendem Gesundheitsbewusstsein rückläufig ist, steigt der Verzehr weltweit an: Grund sind niedrige Fleischpreise auch in Schwellenländern wie beispielsweise Brasilien oder Indien.
Bis 2050 wird die weltweite Produktion von Fleisch auf eine halbe Milliarde Tonnen steigen.
Wie viele Tiere jährlich weltweit geschlachtet werden, erfahren Sie hier.
BilligfleischDer Preis ist heiß
Ob wir wirklich an unserem Billigfleisch sparen, erfahren Sie hier.
Kapitel 4 - Pferdefleischskandal
Millionen betroffene Verbraucher„Diese ganze Aufregung wegen vielleicht einem Pferd!“
So geschehen Anfang 2013: 50 000 Tonnen Pferdefleisch wurden in Holland zu Rindfleisch umetikettiert und in den Handel gebracht. Vieles wurde von den Verbrauchern bereits unwissend gegessen. Doch Insider vermuten: Ein Teil der mit Pferdefleisch vermischten Rindfleischprodukte liegt noch in den Kühlhäusern und landet bald auf unseren Tellern.
Ein Einzelfall? Gerd Fricke vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in Berlin ist sich sicher: Nein.
Pferdefleischskandal in IrlandAus Pferd wird Rind
Skandal in RumänienAus Pferd wird Rind
Kapitel 5 - Der Verbraucher
SauereiVon Gutshäusern, Landidylle und Bauernglück
Auf den Fleischverpackungen sehen wir Gutshäuser und Landidylle. Die Hersteller gaukeln eine Herkunft des Fleisches vor, die es so allerdings gar nicht gibt: Das Fleisch kommt weder von einem idylischem Landgut, noch von einer kleinen beschaulichen Qualitätsmetzgerei.
Es sind nur Markennamen.
Kritiker sprechen von Verbrauchertäuschung und Etikettenschwindel.
Doch die wenigsten Verbraucher sind sich des Schwindels bewusst. Die Aufklärung desillusioniert und enttäuscht die Konsumenten.
VerbrauchertäuschungVom Schein der Namen
AlternativDann lieber regional?
Eine ehemalige Fleischwarenverkäuferin über die Tricks der Kleinen.
Kapitel 6 - Kontrollen
Kontrollen der Kontrolle? Das Prinzip der Eigenkontrolle
Der Schlachtbetrieb verlässt sich auf die Angaben seines Zulieferers, der hat sich auch bereits auf die Aussagen seines Zulieferers verlassen – und so weiter. Es sind bis zu acht Betriebe, von der Ferkelaufzucht bis zum letzten Maststall, die ein Schwein durchläuft, ehe es geschlachtet wird. Behördlich wird die Eigenkontrolle nur selten überprüft.
Amtsveterinäre kommen oftmals nur einmal im Quartal in den Betrieb und suchen meist nur stichprobenartig nach Auffälligkeiten. Bei einem Verpackungsbetrieb zum Beispiel wurden nur die Etiketten überprüft – nicht der Inhalt. Auch Lebensmittelkontrolleure testen nur zufällig ausgewählte Produkte, wenn diese bereits im Kühlregal liegen.
Der größte Teil des Fleisches kommt also ohne behördliche Kontrolle in unseren Kühlschrank.
SparschweinWenn Kontrollen zur Preisfrage werden
Sophie Herr vom Bundesverband der Verbraucherzentralen:
Fleisch in der EUNach dem Skandal ist vor dem Skandal
Zwar wurden die Kontrollen leicht verbessert, doch prinzipiell geändert hat sich nichts. Angebot und Nachfrage sowie das Prinzip Eigenkontrolle bestimmen das globale Geschäft mit dem Fleisch.
Der Weg des Fleisches ist sehr verschlungen. Erzeuger, Schlachthöfe, Zwischenhändler, Weiterverarbeiter, Lieferanten und Verkäufer machen es so gut wie unmöglich, diesen Weg nachzuvollziehen. Wir Verbraucher werden bewusst in die Irre geführt. Wird der neue EU-Herkunftsnachweis daran etwas ändern?
Werden Lebensmittelskandale bald Krisen der Vergangenheit sein? Frederick Vincent, ehemaliger Sprecher des bis November 2014 amtierenden Gesundheitskommissars, kennt die erschütternde Antwort.