Warum gilt so oft: einmal arm, immer arm?
Arm geboren? Schon verloren!
Wie kann das sein in einem Land, in dem der Staat 200 Milliarden Euro für Familien ausgibt und die Wirtschaft über einen Fachkräftemangel klagt?
"Exakt - die Story" sucht nach Antworten.
"Wir kennen das Reiche nicht"
Einmal ins Kino gehen, Freunde zu sich nach Hause zum Essen einladen oder auch nur ein Paar neue Schuhe kaufen:
Was für andere Kinder ganz normal ist, bringt Felix, Sarina und Mama Manu an ihre finanziellen Grenzen.
Kindsein kostet
Denn wer einfach zu Hause bleibt, nur vor dem Fernseher hängt, der macht keine eigenen Erfahrungen, lernt seine Grenzen nicht kennen.
Kinder aus armen Familien können sich nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung schlechter konzentrieren, können schlechter zählen und sind häufiger übergewichtig – mit Auswirkungen auf das ganze weitere Leben.
Verteilt der Sozialstaat seine Milliarden falsch?
Die Familien-Milliarden
Bei den armen Familien kommt all das nicht an. Fast alle Leistungen werden ihnen auf Hartz-IV "angerechnet" - sprich: "abgezogen".
Ein Nullsummenspiel. Und das, obwohl Kinderarmut im ganzen Land verbreitet ist.
"Wir müssen noch besser werden"Caren Marks (SPD), Bundesfamilienministerium
"Es gibt offenbar nicht die Absicht, wirklich was zu ändern"Michael Klundt, Professor für Kinderpolitik
Überlastete Behörden
Statt sie verstärkt zu fördern, sind sie und ihre Eltern mit ihren Problemen oft allein. Denn die Jugendämter sind überlastet. Sie können häufig erst eingreifen, wenn es fast zu spät ist. Mit traumatischen Folgen für Familien und Kinder.
Auch Sarina, Felix und Mama Manu haben das erlebt.
"Ich wollte aus dem Fenster hopsen"Mama Manuela erinnert sich an die Zeit, als ihr damaliger Partner gewalttätig wurde, das Jugendamt einschritt und ihre Kinder abholte.
Das "letzte Mittel" wird zum Normalfall
42.000 Kinder wurden 2013 aus ihren Familien genommen. Das waren so viele, wie nie zuvor.
Tendenz seit Jahren: steigend.
Die Folge: zerstörtes Vertrauen, zerrüttete Familien, Kommunen, die Kinder für viel Geld in Heimen unterbringen müssen.
Wie kann der Teufelskreis durchbrochen werden?
DormagenDie Lösung?
Heute kämpft Dormagen mit einem Haushaltsdefizit.
Trotzdem hat sich Dormagen zum Vorbild entwickelt: als eine Stadt, in der wirklich jedes Kind eine Chance bekommt.
Die Grundlage: das Dormagener Modell.
Zufriedenere Familien, niedrigere Kosten für die Kommune, fast keine Inobhutnahmen mehr: Martina Hermann-Biert, Leiterin des Dormagener Jugendamtes, zieht Bilanz.
"Was zählt, ist eine politische Überzeugung"Martina Hermann-Biert, Jugendamt Dormagen
Eine zweite Chance
Die Hilfe von außen im Auftrag des Leipziger Jugendamtes: Mama Manu ist dazu verpflichtet worden.
Aber sie weiß, es ist eine Chance – für sich und ihre Kinder.
Ein Leben wie sie? "Auf keinen Fall!"Mama Manu wünscht sich für ihre Kinder ein besseres Leben.
"Deutschland hat die Möglichkeit, Kinderarmut zu verhindern!"Michael Klundt, Professor für Kinderpolitik
MDR Fernsehen | 14.10.2015 | 20.45 UhrArm geboren, schon verlorenExakt - die Story
Worauf arme Kinder verzichten müssen
Arme Kinder müssen auf viele Dinge verzichten, die für andere selbstverständlich sind: Ob Kino-Besuch, Frühstück oder Urlaubsreise.
"Wir können uns Kinderarmut nicht leisten"
Professor Michael Klundt von der Hochschule Magdeburg-Stendal im Interview.
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Warum gilt so oft: einmal arm, immer arm? Verteilt der Sozialstaat seine Milliarden falsch? Wie kann der Teufelskreis durchbrochen werden? Diese Fragen stellt Exakt - die Story.