Ende Gelände? So lebt es sich im ländlichen Raum in Sachsen
Doch wie sieht es am Land in Sachsen eigentlich genau aus? Wie hat sich die Bevölkerungsstruktur in den vergangenen Jahren entwickelt? Wie sieht die Lage am Arbeitsmarkt aus? Wie sicher fühlen sich die Menschen dort? Ein Überblick.
Ländlicher Raum - was ist das eigentlich?
Bevölkerungsentwicklung
Außerdem altert die Landbevölkerung. Der Anteil der Einwohner unter 20 Jahren sinkt laut Vorausberechnungen des Statistischen Landesamtes in den kommenden zehn Jahren um 3,5 Prozent. Bei den 20- bis 65-Jährigen wird ein Rückgang um rund 15 Prozent erwartet. Am stärksten altert der Landkreis Görlitz. 2027 werden dort 34 Prozent der Einwohner älter als 65 Jahre alt sein und nur 17 Prozent jünger als 20 Jahre.
Es gibt aber gegenteilige Trends:
- Zahl der Geburten gestiegen
- Abwanderung gestoppt - aber: regionale Unterschiede
Arbeitsmarkt
Die Arbeitsagentur erwartet einen weiteren Rückgang. Nach einer Hochrechnung des Statistischen Landesamtes wird zum Beispiel der Erzgebirgskreis bis 2025 weitere 19,7 Prozent seiner erwerbsfähigen Bevölkerung verlieren.
Polizei und Sicherheit
Die Zahl der Polizisten ist nicht im gleichen Ausmaß gesunken. 2007 arbeiteten im ländlichen Raum 3.224 Polizisten. Zehn Jahre später waren es lediglich 56 Beamte weniger. Fakt ist aber, dass Polizisten aus ländlichen Gebieten in die mittelgroßen Städte verlegt wurden.
Ein Beispiel: Im südlichen Vogtlandkreis waren 2007 an vier Standorten noch 104 Polizisten eingesetzt. Aktuell sind es auf den vier Posten lediglich noch 20.
Polizei in Sachsen
Ärztliche Versorgung
Allerdings ist der Altersdurchschnitt der Hausärzte im Freistaat insgesamt hoch. Circa ein Viertel der Allgemeinmediziner ist älter als 60 Jahre. 12 Prozent der Hausärzte sind sogar älter als 65.
Pflege
Auf 1.000 Einwohner gerechnet sind sachsenweit im Durchschnitt 40,8 Menschen pflegebedürftig. Im Jahr 2007 waren es nur 30,1.
Pflege
Die meisten Pflegebedürftigen auf die Zahl der Einwohner gerechnet gibt es in den Landkreisen Görlitz, Bautzen und dem Erzgebirgskreis.
Öffentlicher Nahverkehr
Als "angeschlossen" gilt ein Haushalt, wenn mindestens ein Nahverkehrsangebot im Zwei-Stunden-Takt gemacht wird, welches fußläufig zu erreichen ist. Vor allem im ländlichen Raum gibt es erhebliche Defizite.
KennzahlenÖffentlicher Nahverkehr
* In den Landkreisen konzentriert sich das ÖPNV-Angebot auf den Schülerverkehr. Für Arbeitnehmer, Besorgungen oder die Freizeitgestaltung mangelt es dagegen an einem verlässlichen Nahverkehr.
DIE FOLGE: Im ländlichen Raum setzen die Menschen vor allem auf das eigene Auto. Die Pkw-Dichte ist im ländlichen Raum deutlich größer.
Digitalisierung
Vor allem im ländlichen Gebieten ist der Aufholbedarf dennoch weiter groß. Während in Leipzig mehr als 90 Prozent der Haushalte mit mehr als 50 Mbit/s ins Internet gehen, sind es in den Landkreisen Mittelsachsen, Nordsachsen oder Görlitz jeweils weniger als 50 Prozent.
Kultur- und Freizeitangebot
Theater: Deren Anzahl ist seit laut Deutschem Bühnenverein seit zehn Jahren konstant. Es gab zwar einige Fusionen, zum Beispiel der Theater in Zittau und Görlitz, aber dabei blieben alle Sparten erhalten. Andererseits ist die Zahl der Spielstätten schon seit langem überschaubar. Aktuell gibt es im ländlichen Raum in Sachsen lediglich fünf Theater mit eigenen Schauspiel- beziehungsweise Musikensembles.
Abgenommen hat hingegen die Zahl der Kinos im Freistaat. Gab es 2007 noch 111 Spielstätten, so sind waren es 2017 nur noch 88.