Martin Luther in Sachsen
500 Jahre ReformationSechzehn sächsische Orte, ein polnischer und ein tschechischer Ort. Ihre Bedeutung in der Zeit der Reformation und die Nachwirkung bis ins Jahr 2017.
Wie hat die Reformation Sachsen verändert? Welche Errungenschaften gingen aus ihr hervor? Welche Spuren hat Martin Luther in Sachsen hinterlassen?
Mit Roland Kühnke gehen wir auf eine spannende Spurensuche und besuchen gemeinsam mit Hörfunkreporter Alexander Schubert sechzehn sächsische Orte, einen polnischen und einen tschechischen Ort, an denen Luther direkt und indirekt wirkte.
Tipp: Sie können einfach durch unsere Reportage scrollen, in der Übersicht ein Kapitel auswählen oder auf der nächsten Seite einen Ort auf unserer interaktiven Landkarte Sachsens anklicken.
Zwickau
ZwickauMartin, Katharina und die Bibliothek fürs Volk
Nicolaus Hausmann, ein enger Freund Martin Luthers, hält hier zum ersten Mal in Deutschland einen evangelischen Gottesdienst in deutscher Sprache.
Seit über 500 Jahren hat jeder Bürger Zugang zu den Büchern, die einst hinter Klostermauern verborgen waren.
1522 war Luther mehrfach in Zwickau und soll hier
vier Mal gepredigt haben. Dabei hat er auch die Ratsschulbibliothek genutzt.
Deren Leiter Dr. Lutz Mahnke zeigt Roland Kühnke
deren Schätze. Unser Spurensucher ist ganz erstaunt über den guten Zustand der Bücher.
Schätze die Ratsschulbibliothek besitzt.
Sehr schnell eckte der eigenwillige Theologe an. Seine scharfe Kritik richtete sich nicht nur gegen die altgläubige Kirche, sondern auch gegen in seinen Augen zu moderate Reformer in Zwickau.
Nach nur einem Jahr hatte er den Konflikt in der Stadt dermaßen polarisiert, so dass er 1521 vom Zwickauer Rat seines Amtes enthoben wird und Zwickau verlässt.
Zwickaus Kirchenbaurat Gabriel Püschmann erklärt Roland Kühnke die Besonderheiten des Müntzer-Denkmals.
Annaberg-Buchholz
Annaberg-BuchholzEine einst tief gespaltene Stadt
„Sind Sie Annaberger oder Buchholzer?"
Was heute eine bedeutungslose Frage ist, war zur Zeit der Reformation entscheidend! So entscheidend, dass Annaberger, die an evangelischen Predigten in Buchholz teilnahmen, ausgepeitscht wurden.
Die Annenkirche stand in Annaberg, also im albertinischen und damit altgläubigen Teil. Später wurde sie allerdings zur wichtigsten evangelischen Kirche der erzgebirgischen Bergleute. Im Inneren der Annenkirche sind statt der Heiligenbilder einfache, arbeitende Menschen zu sehen, so auch auf dem „Bergaltar“.
Freiberg
FreibergWort und Musik als Mittelpunkt des Lebens
Die Reformation konnte vergleichsweise spät in Freiberg Einzug halten. Lange Zeit wurden die Anhänger Luthers in der Bergstadt verfolgt.
Erst 1539, nach dem Tod des albertinischen Herzogs Georg der Bärtige, übernimmt Heinrich der Fromme die Macht - auch über Freiberg. Zusammen mit seiner Frau Katharina macht er den Protestantismus zur Staatsreligion.
Eine Krankenschwester als Predigerin. Katrin Hutschenreuther im Portrait von Hörfunkreporter Alexander Schubert.
Bautzen
BautzenEine ungewöhnliche Wohngemeinschaft
Leipzig
LeipzigLuthers gespaltenes Verhältnis zur Buchstadt
Das liegt auch an einem Streitgespräch und an den Repressionen die Luthers Anhänger und die
Leipziger Buchdrucker zu fürchten haben.
Leipzig unterwegs und trifft auf Ulrike Dura vom Stadtgeschichtlichen Museum. Sie weiß, dass vor allem ein Streitgespräch des Reformators Konsequenzen nach sich zog.
Und trotz der Ächtung seiner Person und des Verbots seiner Lehren gelang es, diese Überzeugung zu verbreiten. Nur wie?
Er weiß, auf welchen Wegen sich die Gedanken
Luthers verbreiten konnten.
Von Thomas Fuchs erfährt er auch, dass die Leipziger Drucker zeitweise einen gefährlichen Beruf ausübten.
Grimma
GrimmaLuther und die "Schule für das einfache Volk"
Denn hier wird eine besondere Schule gegründet, deren Schüler zum Teil große Berühmtheit erlangten.
Vor deren Toren wurde dem Stifter ein Denkmal gesetzt.
Leisnig
LeisnigEin altes und ein neues Solidarprinzip
Ihr Engagement geht aber weit über das Hilfsprinzip des Leisniger Kasten hinaus, wie von Historiker Uwe Schirmer zu erfahren ist.
Nimbschen
Kloster NimbschenFrauen, Mauern und Traditionen
heute nur noch Mauerteile des Konventbaus und
des Ostflügels erhalten. 1243 wurde das Kloster gegründet. Fast dreihundert Jahre später lebte hier
zur Reformationszeit im Zisterzienserkloster eine äußerst prominente Nonne.
Torgau
TorgauLuthers Kapelle und Luthers Nachfahrin
So ist es nicht verwunderlich, dass Roland Kühnke hier eine Kapelle findet, die ganz nach den Idealen Luthers gebaut worden ist.
Ungewöhnlich ist die Bibel die hier entsteht und an der auch unser Spurensucher einen kleinen Anteil hat. Damit reiht er sich in eine Liste ein, die eine echte Nachfahrin Martin Luthers anführt und der unsere Reporter begegnen.
Hier regiert Friedrich der Weise, der Martin Luther mal indirekt, mal offensiver unterstützt.
Es waren wohl weniger die reformatorischen Ansätze, die Friedrich den Weisen zur Hilfe Luthers bewegten. Vielmehr waren dem Fürsten das fordernde finanzielle Gebaren und die zunehmende politische Einflussnahme Roms ein Dorn im Auge.
So oder so, Friedrich ließ Luther nach dessen Ächtung sogar auf der Wartburg unterbringen.
Beate Senftleben erläutert das Projekt und verrät, welche prominente Dame schon mitgemacht hat.
Herrnhut
HerrnhutVon Flüchtlingen vor 300 Jahren und von heute
an dem die Geflüchteten mit der Brüdergemeine zusammenkommen.
Rochlitz
Rochlitz Eine starke Frau als Vorbild
Das Schloss Rochlitz ragt markant über dem idyllisch an der Zwickauer Mulde gelegenen Städtchen hervor.
Diese Gemäuer bergen allerhand Kurioses und Faszinierendes. Noch spannender ist allerdings die Geschichte einer starken Frau mit Vorbildcharakter.
Hörfunkreporter Alexander Schubert trifft hier Jolita Decke. Die Gästeführerin kennt auch die amüsanten Geschichten über das Schloss.
So erhielt sie den Beinamen Elisabeth von Rochlitz.
Hier beförderte die energische Frau die Reformation. Sie spricht sich für ein Abendmahl in beiderlei Gestalt aus und schlägt vor, dass Pfarrern die Eheschließung erlaubt sein soll. Mit anderen Worten:
Sie ist eine Provokation für ihre Zeit.
In Sachsen, das tief gespalten ist zwischen altgläubiger Kirche und reformatorischer Bewegung, agiert sie als geschickte Diplomatin. Elisabeth von Rochlitz gilt als die in ihrer Wirkung stärkste Frau der Reformationszeit.
Dresden
Dresden Ein Petersdom für die protestantische Kirche und ein einflussreicher Maler und Manager
Derweil taucht unser Spurensucher Roland Kühnke in die Welt zu Luthers Zeiten ein.
Gemeinsam erfahren sie, dass der faszinierende Maler Lucas Cranach nicht nur durch seine Luther-Portraits Außergewöhnliches leistete.
hier keine Marienstatue findet, obwohl sie doch "Frauenkirche" heißt.
Zittau
ZittauFastentuch und Epitaphien
Soweit nichts Besonderes - oder etwa doch?
Das kleine Zittauer Fastentuch
Das Zittauer FastentuchWie klein ist "klein"?
Kultur des Gedenkens
Hejnice
HejniceAuf der Via Sacra in Tschechien
Auf der Route entlang der Via Sacra führt es Kamerateam um Roland Kühnke nach Hejnice.
Die Via Sacra verbindet heutzutage 16 Stationen mit religions- und kunsthistorischen Kulturdenkmälern im Dreiländereck. Im tschechischen Hejnice (dt. Haindorf) macht das Team Station.
Pirna
Pirna"Wir haben Tetzel."
Die 27. These richtete sich sogar direkt gegen Johann Tetzel. Der Leipziger Mönch war wahrscheinlich der beste Ablass-Prediger seiner Zeit. 90.000 Ablassbriefe sollen alleine in Mitteldeutschland ausgestellt worden sein. Viele davon - so vermutet man - durch Tetzel selbst. Geboren ist er in Pirna.
Trotz des eher zweifelhaften Ruhmes als Ablassprediger nutzt die Stadt Pirna die Berühmtheit Tetzels. Radioreporter Alexander Schubert begab sich auf seine Spuren.
Pirnas Tetzelhaus
mittelalterlichen Haus aus dem Jahr 1381
erinnert eine Tafel, dass Tetzel hier das Licht
der Welt erblickt habe. 1465 soll es gewesen
sein, als er hier geboren wurde.
Die St. Marienkirche
Marktplatz entfernt steht die
St. Marienkirche.
Jede Menge Reformations-Hinweise
lassen sich hier entdecken.
Schon direkt am Eingang werden
die Besucher von Luther und
Melanchthon begrüßt.
Schwarzenberg
SchwarzenbergWo man singt, da lass Dich ruhig nieder.
Radioreporter Alexander Schubert und die Sachsenspiegel-Reporter Roland Kühnke und Ulrich Liebeskind haben Schwarzenberg besucht und dort mit Türmer Gerd Schlesinger und Kantor Matthias Schubert gesprochen.
Görlitz
Görlitz
Schon von Weitem sieht man den sakralen Sandsteinbau mit seinen zwei markanten Türmen.
Auf seiner Reformations-Spurensuche macht Hörfunkreporter Alexander Schubert in der Kirche Halt. Der Bau ist ein wichtiger Zeuge der Reformation in Görlitz.
Jawor
Eine Friedenskirche in PolenJawor
Vereinzelt findet man aber auch
dort evangelische Kirchen.
Eine davon steht in Jawor (dt. Jauer).
Sachsenspiegel Reporter Roland Kühnke und MDR SACHSEN-Hörfunk-Reporter Alexander Schubert sprachen mit Tomasz Stawiak. Er ist Pfarrer der Gemeinde und erzählt beiden Reportern über die bewegte Geschichte seiner Kirche.
Ein Kind des Westfälischen Friedens
80 Prozent der Bevölkerung Schlesiens waren in dieser Zeit des 30-Jährigen Krieges evangelisch.
Die Paragraphen 38 bis 40 des Westfälischen Friedens erlaubten deshalb in Schlesien - einem formell katholischen Herzogtum - den Bau von drei evangelischen Friedenskirchen.
Die größte Fachwerk-Hallenkirche der Welt
Typisch für ein altes Bauwerk: Es bröckelt und bröselt von den Wänden und der Decke. Ein Restauratoren-Team erneuert die Deckenbemalung in schwindelerregender Höhe.
Fließbandarbeit
Impressum
Impressum
Mitarbeit:
Online
Martin Hoferick
Franziska Spaniel
Claudia Wenke
Hörfunk
Alexander Schubert
Bernd Dannowski
Stefan Dietze
Fernsehen
Regie: Ulrich Liebeskind
Kamera: Frank Schindler, Martin Bochmann
Ton: Uli Vollmer, Sebastian Wagner, Tino Küttner
Mischung: Klaus Lehmann
Weitere Informationen, Audios und Videos finden Sie auf den Seiten von MDR SACHSEN, MDR SACHSENSPIEGEL und MDR SACHSEN Das Radio.