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Extreme Niederschläge führen in Deutschland immer wieder zu Hochwasser. In den südöstlichen Landesteilen ist dafür häufig eine Großwetterlage verantwortlich, die in dieser Region regelmäßig auftritt:
Wie entsteht diese Wetterlage? Was hat sich durch den Klimawandel verändert?
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Zuerst kommt kalte Höhenluft nicht nach Osten voran. Stattdessen dringt sie weit in den Süden vor.
Im Mittelmeerraum trifft diese Luftmasse auf feuchtwarme Luft und saugt sie förmlich in sich auf. Es entsteht ein Tiefdruckgebiet, das riesige Mengen Wasserdampf in sich trägt (den späteren Niederschlag).
Das Tief wandert nun vom Mittelmeer aus in Richtung Nordost und trifft auch auf Deutschland.
Eine klassische Vb - Wetterlage ist entstanden.
Prof. Dr. Wilhelm Jacob van Bebber
Ihren Namen erhält die Vb - Wetterlage bereits im späten 19. Jahrhundert. Der Meteorologe Wilhelm Jacob van Bebber analysiert die Zugbahnen von Tiefdruckgebieten zur Verbesserung der Wettervorhersagen. Dabei stellt er fest, dass die Tiefdruckgebiete immer wieder auf ähnlichen Strecken über Europa hinwegwandern.
Er kategorisiert sie mit römischen Zahlen: Deshalb spricht man von einer FÜNF B -WETTERLAGE.
Im August 2002 kommt es zu einer bis dahin unvorstellbaren Flutkatastrophe in Sachsen. Auch Bayern und die Nachbarländer Tschechien und Österreich sind betroffen.
45 Menschen sterben durch die Flut. Allein in Sachsen werden 40.000 Hektar Fläche überschwemmt. Das Hochwasser hinterlässt Schäden in Höhe von mehreren Milliarden Euro.
Einen besonderen "Rekord" gibt es im sächsischen Erzgebirge. Im Altenberger Ortsteil Zinnwald-Georgenfeld fällt an einem Tag mehr Regen als sonst im ganzen Monat, 312 Liter pro Quadratmeter. So viel Niederschlag binnen 24 Stunden wurde zuvor noch nie an einem Ort in Deutschland gemessen.
312 l/m² - diese Menge Niederschlag in so kurzer Zeit ist beinahe unvorstellbar.
Wäre der Niederschlag als Schnee gefallen, was durchaus möglich ist, denn Vb - Wetterlagen treten auch im Winter auf, dann hätte das erzgebirgische Altenberg innerhalb eines Tages ungefähr drei Meter Neuschnee erlebt.
Der "Jahrhundertflut" 2002 folgt die "Jahrhundertflut" 2013:
Wieder löst eine Vb - Wetterlage die verheerenden Niederschläge aus.
Die Wahrscheinlichkeit für extreme Regenmengen in der Zukunft ist sehr hoch, weil sich das Mittelmeer in den letzten Jahren immer mehr erwärmt hat.
Diesen direkten Zusammenhang zwischen den gestiegenen Wassertemperaturen und der Heftigkeit der Regenfälle über Mitteleuropa hat ein internationales Forscherteam entdeckt.
Mittelmeer und Schwarzes Meer werden immer wärmer.
Höhere Wassertemperaturen führen zu einer stärkeren Verdunstung. Die Vb - Tiefdruckgebiete, die sich genau über dem Mittelmeer bilden, nehmen dadurch mehr Feuchtigkeit auf. Aus der Studie geht hervor, dass mit den gestiegenen Wassertemperaturen die Intensität der Niederschläge um 17 Prozent zugenommen hat.
Ein häufigeres Auftreten von Vb - Wetterlagen konnte hingegen nicht festgestellt werden. Deutschland erreichen durchschnittlich 9,8 Vb - Tiefs pro Jahr, was nach einer anderen Studie aus dem Jahr 2019 eher einem leichten Rückgang entspricht.
ABER: Die Vb - Tiefs treten in sogenannten „Clustern“ auf: Sie kommen also in sehr kurzen zeitlichen Abständen hintereinander an.
Fassen wir zusammen: Die südöstlichen Landesteile Deutschlands müssen großflächig mit Hochwasser durch Vb - Wetterlagen rechnen.
Die einzelnen Vb - Tiefs sind durch das warme Mittelmeer niederschlagsreicher als in der Vergangenheit.
Wenn der Regen dann in einem Gebirge wie dem Erzgebirge fällt, jagt das überschüssige Wasser rasant in die Täler und erreicht flussabwärts auch das Flachland.