Wie gelingt die Sichtung?
Auch wenn die spektakulären Bilder des Jahres 2024 einen anderen Eindruck vermittelt haben, über Halle, Chemnitz oder Jena sind Polarlichter normalerweise so gut wie nie zu sehen.
In anderen Regionen unserer Erde hingegen schon. Wer sich ein wenig informiert und zur rechten Zeit am rechten Ort ist, dem wird dieses bezaubernde Himmelsschauspiel ganz sicher begegnen. Alles Wissenswerte dazu erfahren Sie hier.
Es gibt Gebiete auf unserer Erde, in denen Polarlichter in nahezu jeder Nacht zu bestaunen sind, wenn der Himmel klar ist. Sie liegen innerhalb der sogenannten Polarlichtovale. Das ist ein ringförmiger Streifen um die magnetischen Erd-Pole herum. Es gibt also jeweils ein Polarlichtoval auf der Nordhalbkugel und eins auf der Südhalbkugel.
Die einfachste Möglichkeit, Polarlichter zu beobachten, bietet sich weit im Norden unserer Erde, innerhalb des nördlichen Polarlichtovals. Es ist zwischen 200 bis 1.000 Kilometer breit und durchzieht auch bewohnte Gebiete.
Kanada, Alaska, Russland, die skandinavischen Länder, Island und Grönland haben allesamt Landstriche, die genau auf dem Polarlichtoval liegen. Überall dort befinden sich die Polarlicht-Hotspots unserer Erde.
Wer in Europa Polarlichter beobachten will, ist in Norwegen, Schweden, Finnland oder Island seinem Glück ganz nah.
Die Polarlichtsaison geht in Nordeuropa von September bis April. Nur in diesem Zeitraum ist es ausreichend dunkel, denn das Himmelsschauspiel lässt sich erst wirklich gut beobachten, nachdem die Sonne untergegangen ist.
September und März eignen sich ganz besonders, da es in in diesen beiden Monaten zum einen noch nicht (September), zum anderen nicht mehr (März) ganz so kalt wird. Das ist für Reisende wichtig, denn in Nordeuropa kann die Temperatur lebensbedrohliche Tiefstwerte erreichen.
Extreme Minuswerte in Nordeuropa
Kautokeino (Norwegen)
Januar 2024
Pokka (Finnland)
Januar 1999
Vuoggatjålme (Schweden)
Februar 1966
Etwa um den 23. September und den 20. März herum - jeweils an den Tagen der Tag- und Nachtgleiche - steht die Erde am günstigsten zur Sonne. Dann ist das Erdmagnetfeld so ausgerichtet, dass Polarlichter auch bei ausgesprochen wenig Sonnenaktivität leuchten.
Wer eine Reise an einen der Polarlicht-Hotspots geplant hat, braucht für den Traum vom "eigenen" Polarlicht nur noch ein paar Informationen über das Weltraumwetter zusammenzutragen und natürlich eine kleine Portion Glück, dass der Himmel aufklart. Als Faustregel gilt: Sind Mond und Sterne zu sehen, ist auch das Polarlicht sichtbar.
Bei der Jagd nach dem Polarlicht - oder besser der Wolkenlücke - stehen etliche Hilfsmittel zur Verfügung, denn zahlreiche Satelliten überwachen die Sonne quasi rund um die Uhr und melden ihre Daten zur Erde. Diese Informationen können im Internet abgerufen werden. So ist es auch für Laien unkompliziert, sich einen Überblick über die Wahrscheinlichkeit für ein Polarlicht zu verschaffen.
1. Die Sonnenaktivität
Je aktiver unsere Sonne ist, umso mehr Sonnenflecken tauchen auf ihr auf. Diese dunklen Stellen auf der Oberfläche sind ein erstes Indiz für Polarlichter, denn von hier kommen die Sonnenstürme, die auch die Erde treffen.
Der Sonnenzyklus zeigt ungefähr alle elf Jahre ein Aktivitätsmaximum. Dann sind besonders viele Sonnenflecken zu sehen. 2024 begann so eine aktive Sonnen-Phase.
2. Der Bz-Wert
Ein weiterer wichtiger Wert ist der sogenannte Bz-Wert. Er gibt an, ob das Magnetfeld der Erde gegen das Magnetfeld der Sonne, oder mit dem Magnetfeld der Sonne ausgerichtet ist.
Je weiter dieser Bz-Wert im Minusbereich liegt, desto besser ist es für die Polarlichtbeobachtung, denn der negative Wert ist ein Ausdruck dafür, dass sich die Magnetfeldlinien von Sonne und Erde vereinen.
3. Der Kp-Index
Der Kp-Index gibt Auskunft darüber, wie stark das Magnetfeld der Erde aktuell von Partikeln der Sonne beeinflusst wird. Er wird auf einer Skala von 0 bis 9 ausgegeben. Beim Wert 0 gibt es keinerlei geomagnetische Aktivität, was aber so gut wie nie vorkommt. Der Wert 9 bezeichnet eine massive geomagnetische Aktivität. Befindet man sich in den Polarlicht-Hotspots, kann man das Himmelsschauspiel auch schon bei kleinen Werten (1-2) beobachten.
Sind alle Parameter geprüft und Sie am richtigen Ort zur richtigen Zeit bei dem passenden Wetter im Weltraum und am Boden, dann geht der Blick in Richtung NORDEN.
Sollten sich nur ein paar graue Schleier zeigen, kann es helfen, die (Handy-)Kamera in den Himmel zu halten. Durch sie sind Polarlichter häufig besser zu erkennen als mit bloßem Auge. Und mit einer Langzeitbelichtung erscheint auf dem Foto sogar das charakteristische grün. Viel Erfolg bei der Jagd!
Redaktion: Peggy Grunwald Quelle: NASA/IMAGO/Peggy Grunwald